Am Anfang stand eine Idee

Bei einer Tagung des Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung 1966 in Freiburg i. Br. machte die von der Breisgauer Narrenzunft gestaltete Ausstellung von Fasnachtsmasken im städtischen Völkerkunde-Museum auf den damaligen Präsidenten der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, Heinrich Rehm, einen großen und nachhaltigen Eindruck. Es gelang ihm, den Grafen Wilhelm Douglas dazu zu bewegen, Räume in seinem Schloss Langenstein (zwischen Aach und Stockach im Landkreis Konstanz am Bodensee) für die Einrichtung eines Museums zu überlassen. Das Projekt fand schnell begeisterte Zustimmung von allen Seiten.

Auf Vorschlag von Dr. Herbert Berner wurde Kreisarchivar Dr. Franz Götz, der in den Jahren 1956-1958 das Douglas’sche Archiv geordnet und inventarisiert hatte, mit dem Aufbau des Museums betraut. Er begann Anfang 1968, unterstützt von einer treuen Helferschar, mit der Arbeit und sicherte sich vor allem die Mitwirkung des Konstanzer Grafikers Erich Hofmann. Am 9. November 1969 wurde das Langensteiner Fasnachtsmuseum eröffnet.

 


Ab 1969: Das Museum expandiert!

 

Das Langensteiner Fasnachtsmuseum wurde nach 1969 mehrfach erweitert und zeigte auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in 12 Räumen alle Aspekte des Fasnachtsbrauchtums, darunter über 300 lebensgroße Narrenfiguren mit Häs (Narrenkleid) und Maske. Ein zusätzlicher Saal stand für Sonderausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung.

Besonders hervorzuhebende Exponate waren eine einzigartige Sammlung Zizenhauser Terrakotten, eine wertvolle Sammlung Villinger Schemen, ein zentraler Maskenraum und Dokumentationen über die Geschichte der Fasnacht, die fasnächtlichen Elemente im Jahresbrauchtum und das Narrentum im Mittelalter.

 


Bis heute Schauplatz populärer Veranstaltungen

 

Das Langensteiner Museum wurde immer bekannter, sodass jährlich Tausende von Besuchern dorthin kamen, um sich hinter den alten Schlossmauern fasnächtlich anregen und mit »närrischem Geist aufladen« zu lassen. Die unnachahmliche Atmosphäre eines alten Schlosses erhöhte die Wirkung der närrischen Schau. Dazu mag aber auch beigetragen haben, dass die Museumsräume im Langensteiner Schloss bis heute oft Schauplatz populärer Veranstaltungen sind. Hier traf und trifft man sich zu Sonderausstellungen, Buchtaufen und närrischen Sitzungen mit Ordensverleihungen, Büttenreden und Festen.

 


Neuorientierung

 

Im Jahr 2013 wurde der Maler, Grafiker und Kulturwissenschaftler Michael Fuchs auf Empfehlung der Verbandspräsidenten Hans-Peter Jehle und Rainer Hespeler zum neuen Museumspräsidenten gewählt. Angesichts des in die Jahre gekommenen Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein dürfte es keine unbedeutende Rolle gespielt haben, dass Fuchs zuvor erfolgreich die Neukonzeption des Fasnachtsmuseums Narrenschopf in Bad Dürrheim umgesetzt hatte.

 

Spätestens seit 2016 kam es dann, unter dem neuen Präsidenten zu einer Neuorientierung des Museums. Einen großen Anteil daran hatte auch die gräfliche Familie, die dem Vorstand des Museumsvereins anbot, das Museum zu verlagern und auf einem Grundstück vor den Toren des Schlosses anzusiedeln. Dies stellte eine große Herausforderung für den Vorstand des Museumsvereins dar, doch konnten die Finanzierung, der Bau, die Planung und die Ausstellungsneukonzeption im Jahr 2025 erfolgreich abgeschlossen werden. Der Eröffnung des neuen Museums am 25. Juni 2025 stand somit nichts mehr im Wege. 

 

Besonders der Schulterschluss der gesamten Region in Form von privaten Unterstützern, Firmen, Städten und Gemeinden, des Kreistags sowie der Landesregierung, des Bundes und der EU führte dazu, dass ein relativ kleiner Museumsverein diese schier unmögliche finanzielle Belastung bewältigen konnte. Hinzu kam der glückliche Umstand, dass das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein in ein Programm der Bundesregierung aufgenommen wurde, das unter dem Titel "museum4punkt0" die Digitalisierung des neuen Museums unterstützte. Als Leiter des Projekts versammelte Michael Fuchs Software-Ingenieure, Programmierer und Game-Designer um sich, um gemeinsam neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung zu entwickeln. Dadurch konnte ein Museum aus den 60er Jahren erfolgreich den Anschluss an das 21. Jahrhundert finden.

 

 

 

 

 

 

 

Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein in der Literatur:
Herbert Berner: Fasnet im Hegau und Linzgau. Konstanz 1982.
Franz Götz und Erich Hofmann: Führer durch das Fasnachtsmuseum im Schloss Langenstein. Konstanz 1990.
Hans-Peter Jehle: Zünftige Fasnacht. Gottmadingen 2009.
Michael Fuchs: Radolfzeller Fastnacht. Zur Geschichte einer langen Tradition. Radolfzell 2016